Für die Neuauflage meines Buches habe ich viele Ölpastelle aus meinen Archiv hervorgeholt und musste leider feststellen, dass alle Gemälde, die ich vor 17 Jahren mit Alkydharz behandelt habe, sich gelb verfärbt haben. Besonders helle und weiße Bildpartien leuchten „Pissgelb“. Da Alkydharz sehr hart wird und sich fest mit der Farbe verbindet, ist ein entfernen der Schicht nicht möglich. Da mein Buch aus 2002 immer noch im Antiquariat oder gebraucht erhältlich ist, wird die Versiegelung mit Alkydharz auch von anderen Künstlern und Dozenten weiterempfohlen. Einige Autoren, die später ebenfalls Bücher über das Thema verfassten, haben diese Vorgehensweise von mir übernommen.
Heute muss ich leider meine Empfehlung von damals wiederrufen, denn die Beweise sind ersichtlich. Alkydharz ist als Firniss oder Fixativ für Ölpastelle nicht zu gebrauchen. Mal abgesehen von der Verfärbung (Gilbung), die Alkydharz mit der Zeit vollführt, ist auch aus heutiger Sicht der Lösemittelanteil als bedenklich anzusehen. Ich würde auch eine Vermischung der Ölpastellfarbe mit Alcydharz zur schnelleren Durchtrocknung heute nicht mehr empfehlen.
Der Gedanke, man könnte doch auch Firnisse, die für die Ölfarbe in Gebrauch sind verwenden, ist keine gute Idee. Obwohl man ja durch die Bezeichnung Ölpastelle, also Öl, davon ausgehen könnte. Aber Ölpastelle sind nun mal nicht nur Öl und Pigment und Trocknungsstoffe, sondern eben auch Wachs und andere Zusatzstoffe, die nicht wie Ölfarbe durch Oxydation trocknen. Und genau das macht es so problematisch, wenn man Ölpastelle schützen möchte.
Gibt es überhaupt ein brauchbares Firnis? Aus meiner Sicht leider NEIN! Es gibt brauchbare Fixative, die die Oberfläche etwas härten, fester machen und vor Staub und Verwischen schützen. Auch wenn man weitere Farbschichten auftragen möchte, können diese Fixative hilfreich sein. Sie sind aber kein dauerhafter Schutz und schon gar kein Firnisersatz. Der von mir empfohlene Alkoholretuschierfirnis von Schmincke funktioniert zwar, aber leider ist er extrem glänzend und das verfälscht den Pastellkarakter der Farbe. Hier sollte man erst einen Test machen, bevor man ein Bild damit behandelt.
Für die weichen Sorten, wie Sennelier, Caran`dAche und Sakura kann ich zur Zeit nur das Lascaux UV Protect matt in der Sprühdose empfehlen. Der Firnis ist farblos und vergilbt nicht und trocknet schnell zu einem wasserfesten Film auf.
Als Zwischenfixativ ist das Sennelier Fixativ d´Artigny für Ölpastelle in der 400 ml Sprühdose zu empfehlen, man muss es aber teilweise mehrmals in dünnen Schichten auftragen. Die Oberfläche wird etwas gehärtet und klebt nicht mehr, so kann man auch weitere Schichten problemlos auftragen.
Die harten Sorten, wie JAXON, Faber Castell, Staedler, Lyra usw. kann man auch Acrylfirnis verwenden. Durch die härtere Zusammensetzung bleibt die Oberfläche der Farbe stabil und schmiert weniger. Dies macht es möglich, den Acrylfirnis mit einem weichen Pinsel aufzutragen.
Ölpastelle die ich 2002 so geschützt habe, sind unversehrt und die Farben leuchten wie am ersten Tag (Schmincke Acrylfirnis matt, Liquitex Mattfirnis, Lascaux Transparentlack UV matt).
Dennoch muss ich davor warnen ein Ölpastellgemälde einfach so an die Wand zu hängen oder in einer Mappe ohne Schutz zu lagern. Ölpastelle gehören wie die Softpastelle entweder mit Abstandshalter hinter Glas oder müssen bei der Lagerung durch einen Passepartout geschützt werden. Nur so können sie dauerhaft erhalten werden.
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Anmerkung: Die Liste der brauchbaren Firnisse und Fixative wird von mir ständig aktualisiert und ergänzt. Leider ist es aber so, dass kaum ein Hersteller Interesse daran hat, ein Fixativ oder Finiss für Ölpastelle zu entwickeln. Es gibt Zwischenlösungen, aber keine die wirklich funktionieren.
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