Portrait im altmeisterlichen Stil

Hubert - Ölpastell auf Leinwand - 20 x 30 cm


Kann man die traditionelle Ölfarbe durch Ölpastelle ersetzen? Ja und Nein würde ich sagen, aber man kann mit Ölpastell im altmeisterlichen Stil arbeiten und einen ähnlichen Effekt erzielen. Ich möchte die Ölfarbe nicht imitieren, sondern ein Bildnis mit Ölpastell malen.

Wie das geht, möchte ich Ihnen am Beispiel dieses Porträts zeigen. Die Technik habe ich selbst entwickelt und vereinfacht, damit sie nachvollziehbar wird und leichter erlernt werden kann.
Sie werden am Anfang ihrer Bemühungen nicht gleich brauchbare Ergebnisse bekommen, denn man muss ein wenig üben und ein gewisses Gefühl für die Farbe entwickeln. Erst wenn Sie begreifen, wie sich die Farbe beim Malen verhält, wird der Einstieg leichter.

Ich habe die Leinwand im Format 20 x 30 cm mit Acrylfarbe getönt. Siena gebrannt und Kadmiumrot hell mit ein wenig Bimsmehl fein, erzeugen eine leicht raue altmeisterliche Grundierung, die sich für Ölpastelle bewährt hat. Damit sich die Leinwand nicht verzieht, habe ich sie hinten mit Styropor verstärkt und stabilisiert.



Mit einem Derwent Zeichenstift habe ich die Skizze direkt auf der grundierten Leinwand angelegt.




Die ersten Farbtöne wurden mit den Caran d Ache Ölpastellen aufgestrichelt. Wichtig ist, dass die Farbe nur dort aufgetragen wird, wo sie auch später gebraucht wird. Ein helles Goldgelb für die Lichtseite im Gesicht und Oliv für die Schattenseite.



Beide Farbtöne werden jetzt mit Isopropanolalkohol und einem Borstenpinsel zart ineinander verschmolzen und flächiger angelegt. Der Farbauftrag ist nicht mehr zu erkennen, es entsteht eine Farbfläche, die die rote Grundierung noch erkennen lässt. Ich achte darauf, dass die wichtigsten Teile der Vorzeichnung erkennbar bleiben.



Am Zustandsbild kann man sehr schön erkennen, wie der Alkohol die Farbe beeinflusst und die Töne zusammenbringt. Man könnte meinen, das Gesicht wäre mit Ölfarbe in der alla prima Technik gemalt.

Der Clou, für das Gesicht wurden bis jetzt nur zwei Farben verwendet, die durch die rote Grundierung dem Ganzen eine gewisse Plastizität verleihen.



In weiteren Schritten werden mit Sienea gebrannt und Creme, helle und dunkle Akzente gesetzt. Schwarz verwende ich ausschließlich für die Details, um die Transparenz der Farbe nicht zu zerstören. Die Farbe wird mit der Kreide vorsichtig aufgetragen und mit dem Finger oder dem Pinsel verwischt. In dieser Phase muss man genau und vorsichtig arbeiten, sonst können die Hell-Dunkel Werte im Bild kippen und die Farben werden schnell grau und schmutzig.


Hubert - Ölpastell auf Leinwand - 20 x 30 cm


Zum Schluss werden weitere Details eingearbeitet und mit Weiß und Silbergrau die Krempe am Kragen gestaltet. Die feinen Verschmelzungen am Kragen entstehen mit einem kleinen Borstenpinsel und etwas Alkohol. Der Alkohol macht die Farbe weicher und glättet den Auftrag, Striche sind nicht mehr zu erkennen.

Mit Weiß setze ich noch einige Lichteffekte im Gesicht. Fertig! Die Farbe muss jetzt mindestens 2-3 Tage ruhen und kann dann noch überarbeitet werden.

Betrachtet man sich das Porträt, könnte man tatsächlich meinen, es ist Ölfarbe.

Ich habe es in 3 Stunden realisiert und das ohne stinkende Lösemittel oder der Einhaltung von Trocknungszeiten oder sonstwelcher Regeln. Nur ein paar Ölpastellkreiden von Caran d Ache, ein wenig Isopropanolalkohol, einem Borstenpinsel und sonst nichts. Herausgekommen ist ein Porträt im altmeisterlichen Stil.

Wie man die Farbe konservieren kann und welche Firnisse möglich sind, erfahren Sie in meinem Buch - Handbuch zur Ölpastellmalerei

>> Die richtige Farbe
>> Verschiedene Techniken
>> Mit Ölpastell einen Akt malen
>> Porträt im altmeisterlichen Stil
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