Bleistiftzeichnung mit Farbstift kolorieren

So funktioniert die Technik

Die Bleistiftzeichnung muss vollständig und sauber ausgearbeitet sein. Nach dem Fixieren kann man dann mit den Farbstiften die Schwarz-Weiß Zeichnung kolorieren. Die meisten Farbstifte haben einen Durchmesser von etwa vier Millimeter. Sie eignen sich deshalb gut zum detailreichen, präzisen Arbeiten. In vielerlei Hinsicht funktionieren sie wie Aquarellfarben. Auf einem weißen Papier wirken sie transparent oder halb deckend. Tonwerte und Farbintensitäten entstehen durch übereinander liegenden Schraffuren (Schichten). Je mehr Schichten übereinander liegen, desto dunkler und brillanter wird der Farbton.
Die Zeichnung wird durch verschiedene transparente Schraffuren bunt. Da man Farbstifte nur bedingt mischen kann, bieten die meisten Hersteller bis zu 120 Farbtöne an. Das erspart einem das Mischen und man kann schnell auf die verschiedenen Nuancen der Grundfarben zurückgreifen.Und genau das macht die Technik auch so spannend. Mit den Zwischentönen lassen sich feinste Farbabstufungen und Schattierungen erzeugen. Dichte Farbschichten sollte man vermeiden, denn die Oberfläche wird schnell schmierig und glatt, und deckt die Bleistiftzeichnung ab, sodass sie unbrauchbar wird.



Nur mit der Schraffur entstehen die Effekte

Farbstifte bestehen unter anderem auch aus Wachs. Die Farbe klebt auf dem Papier und deshalb kann man die Striche nicht einfach mit dem Finger oder einem Wischer zu einer Fläche zusammen mischen. Der Wischer glättet die Farbe und den Malgrund. Darauf kann man keine weiteren Schraffuren setzen. Die Mine des Farbstiftes gleitet darüber hinweg wie auf einer Glasscheibe. Die darunterliegende Bleistiftzeichnung kann durch das Verwischen ebenfalls beschädigt werden. Deshalb erzeugt man Verschmelzungen verschiedener Töne durch das Übereinanderlagern von Strichen. Man nennt diese Art des Farbauftrages Schraffur. Es gibt die Parallelschraffur und die Kreuzschraffur. Ich verwende für die Koloration meistens die Kreuzschraffur, weil ich damit die Farbtöne schnell intensiver und dunkler machen kann.


Eine Zeichnung mit Bleistift (Grafit) lässt sich schnell machen. Manchmal möchte man aber auch ein wenig Farbe mit ins Spiel bringen, um dem Schwarz-Weiß-Bild eine neue Qualität zu geben. Mit dem Bleistift harmoniert am besten der ebenfalls trocken aufgetragene Farbstift (Buntstift), der anders als z. B. Pastell auch nicht staubt. Die Technik kenne ich schon aus meinem Studium. Sie kommt aus der Illustration und ist eigentlich recht einfach. Und man braucht lediglich ein paar Bleistifte in verschiedenen Härtegraden und Farbstifte. Ich verwende weiche Buntstifte der englischen Marke Derwent – Color Soft. Die kleine Skizze einer Magnolienblüte wurde mit wenigen Farbtönen koloriert, wodurch sie so richtig schön greifbar geworden ist.



Bleistiftzeichnung ausarbeiten

In der ersten Phase entsteht eine sehr zarte Bleistiftzeichnung. Die Schraffuren für die Schatteneffekte glätte ich mit dem Pastellpinsel. Diese werden dadurch transparenter. In den Schattenbereichen verstärke ich mit der Härte 6 B die dunklen Konturen. Die Grundfarbe der Blüte trage ich mit schwachen Druck in Magenta auf. Auch hier gilt: schwach und hell beginnen und zum Abdunkeln mehrere Schichten darüber legen. An dieser Vergrößerung kann man gut erkennen, dass die Schatten nicht durch die Farbe entstehen, sondern schon in der Bleistiftzeichnung vorhanden sind. Die Farbe dunkelt lediglich den Bleistift ab und verstärkt dadurch den Schattenton.



Schatteneffekte mit Farbe erzeugen

In diesem Schritt scheint die Blüte fast fertig. Es fehlen noch die leuchtenden Schatteneffekte, die Plastizität in die Zeichnung bringen. Man kann aber hier schon erkennen, wie die Koloration funktioniert. Die Form und die Grundschatten entstehen durch die Bleistiftzeichnung. Die Farbe bringt die Bildtiefe.Die Lichtseite der Blütenblätter belasse ich Weiß. Sie heben sich vom Papier allenfalls durch die Umrisslinien ab. Mit Blau deute ich vereinzelt Lichtspiegelungen an. Die Schatten auf den Blütenblättern schraffiere ich mit Blau. Das Blau lege ich auch teilweise über das Magenta. Dadurch entsteht ein dunkler violetter Schimmer, der die Blätter zum glänzen bringt. Wichtig ist auch hier, dass die Farbe sehr zart und transparent über der ersten Schraffur liegt und man den Bleistift noch gut erkennen kann. Einige der Lichteffekte sind beim Schraffieren zugelaufen. Das korrigiere ich jetzt mit dem Radierstift. Ich entferne vorsichtig den Farbauftrag und lege die darunterliegende Bleistiftzeichnung frei. Bei Bedarf kann man auch den Bleistift weiter abschwächen oder entfernen. Ich entferne hier nicht die Farbe bis zum Papierweiß, sondern lasse den hellen Farbton stehen. Der Schatteneffekt schimmert noch leicht durch die feinen Blätter der Blüte.



In der Farbstudie liegt die Blütenfarbe als zarte Lasur über der Bleisstiftzeichnung, die sanft durchschimmert und die Blüte in ein besonderes Licht taucht. Hier kann man gut erkennen, dass das Kolorieren einer Bleistiftzeichnung nur dann Sinn macht, wenn der Bleistift mitwirkt, also nicht unter einem deckenden Auftrag verschwindet. Deshalb werden die Farbstifte in dünnen Schichten (Lasuren) aufgetragen.


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