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Welche Motive kann ich zeichnen?
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Falls Sie zu denen gehören, die noch nie gezeichnet haben und jetzt damit anfangen, vor dem leeren weißen Blatt Papier sitzen und sich fragen, warum tue ich das, dann haben Sie zwei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit wäre gar nicht erst anzufangen, denn ab jetzt müssen Sie sich anstrengen und die zweite wäre einfach loslegen. Aber so einfach ist es doch nicht, denn Sie sollten erst einmal das Zeichnen was Sie können. Eine kleine einfache Landschaft bietet sich an, denn Sie können auf Details verzichten und mit der Horizontlinie als Hilfsmittel können Sie wenig falsch machen.
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Die Horizontline
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Mit der Horizontlinie wird die Bildtiefe bestimmt, also ob eine Szene nah an den Betrachter heranrückt oder sich entfernt. Dieses Gestaltungsmittel ist bei jeder Landschaftsszene wichtig, denn nur so kann der Betrachter seinen Blick durchs Bild führen und die Szene bestimmen.
Wird die Horizontlinie oben gesetzt, rückt der Vordergrund in den Blick des Betrachters. Die Bäume und Gegenstände werden klein dargestellt. Himmel und Horizont rücken in die Ferne.
Sitzt die Horizontline in der Mitte, wirkt ein Motiv ausgewogen, Vorder- und Hintergrund haben die gleiche Gewichtung.
Sitzt die Horizontlinie unten, rückt der Hintergrund weiter in die Ferne und die Bildtiefe konzentriert sich auf die Gegenstände im Vordergrund. Bäume oder Sträucher werden größer und dominanter. Es kann aber auch der Himmel und der Horizont in den Blickpunkt rücken. er ist jetzt wesentlich größer in der Gewichtung. Landschaftsmotive, bei denen der Himmel im Fokus steht, haben die Horizontlinie meistens unten angesiedelt.
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Übung
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Damit Sie das Prinzip verstehen lernen, habe eine kleine Übung für Sie, die Ihnen sicherlich Spaß machen wird.
1. Zeichnen Sie einen Rahmen im Format Din A 5 auf das Zeichenpapier. Verwenden Sie einen schwarzen Marker und grenzen Sie damit das Blickfeld auf dem Papier ein. In diesen leeren Rahmen machen Sie jetzt mit dem Bleistift einen horizontalen Strich im unteren drittel des Rahmens. Sie haben jetzt eine Horizontlinie gezeichnet.
2. Ziehen Sie auf der Horizontlinie hochkant 3 Linien nach oben. Diese Linien dienen ihnen als Fixierung für die Baumkronen.
3. Setzen Sie auf die drei Striche 3 Schäfchenwolken.
4. Bravo! Sie haben jetzt eine sehr einfache Landschaft gezeichnet. Damit daraus eine richtige Zeichnung wird müssen Sie nur noch die Form ergänzen und die Striche durch übermalen verdichten. Die Baumstämme werden dicker, die Horizontlinie kräftiger und das Blattgerüst durch schraffieren dichter.
Hätte ich nicht gleich so malen können? So wie ich es Ihnen zeige lernen Sie eine Grundregel, die bei jeder Zeichnung angewendet wird. Sie bauen sich ein Gerüst für die Form. Hier natürlich sehr vereinfacht, aber bevor man mit der Ausarbeitung beginnt, muss die Perspektive, die Form und die Komposition stimmen. Erst wenn das Ganze erkennbar ist, beginnt man mit der Ausarbeitung, legt kleine Details an.
Fängt man umgekehrt an und verliebt sich gleich in die Details, verliert man leider auch den Blick auf das Ganze und scheitert gleich zu Beginn.
Besser wird es, wenn man für die weiteren Versuche eigene Landschaftsfotos verwendet oder direkt in der Landschaft zeichnet. Später wird man dann mit zunehmender Routine auch mehr Details einfügen, aber das kommt von selbst und sollte nicht gleich zu Beginn versucht werden.
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Ihre erste Zeichnung ist fertig! Wichtig ist, dass Sie sich auf ein kleines Format beschränken und den Rahmen als Fenster nutzen, dann kann nichts schiefgehen.
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Aber warum soll ich eine Landschaft zeichnen, wenn andere Motive viel interessanter sind?
Sie können die anderen Motive noch nicht zeichnen, weil Ihnen ein wichtiger Faktor fehlt, Die zeichnerische Routine, die sich aus zwei wichtigen Punkten zusammensetzt und nicht getrennt werden kann. Sie müssen zum einen, wie beim Führerschein fürs Auto Theorie und Praxis kennen, bevor Sie auf die Menschheit losgelassen werden können.
Theorie bedeutet das richtige Sehen üben – was kann ein Motiv sein, welchen Bildausschnitt nehme ich usw.
Praxis bedeutet den richtigen Umgang mit dem Material. Zuerst müssen Sie ein Gefühl für den Bleistift, das Papier entwickeln. Wie stark muss man aufdrücken, wann sollte ich den Bleistift spitzen, wie viele Striche muss ich machen?
Sie können sich auch nicht ohne Führerschein ins Auto setzen und die Autobahn entlangrasen. Das führt früher oder später zum Desaster und so ist es auch beim Zeichnen. Erst mal üben und dann losfahren bzw. zeichnen.
Je mehr Sie üben, desto schneller werden Sie erfolgreich sein. Wer nix übt, der fährt an die Wand!
Landschaften sind deshalb so einfach, weil man wirklich nichts falsch machen kann. Das hat auch schon der liebe Bob Ross mit seiner Ölstupftechnik begriffen. Niemand würde ihm zuschauen und es nachmalen wollen, wenn er Akte oder Tiere malen würde. Das könnte nämlich keiner ohne Vorkenntnisse, aber Landschaften lassen sich schnell und einfach umsetzen, und zwar egal mit welcher Technik.
Also macht es Sinn erst einmal mit einer Landschaft zu beginnen und diese auch immer wieder zu üben, um ein Gefühl für das Ganze – Technik, Material und Motiv – zu bekommen. Ich nenne es deswegen Gefühl, weil beim Zeichnen die Haptik der Zeichengegenstände, also der Bleistift, der Radiergummi und das Papier eine große Rolle spielen. Jeder Gegenstand hat einen eigenen Geruch, Bleistifte riechen nach Holz und auch der Grafit hat einen besonderen Duft. Der Radiergummi riecht nicht nur, sondern fühlt sich in den Fingern klebrig an und erzeugt beim Gebrauch Krümmel. Streicht man mit der Hand über das Papier, fühlt man die Oberfläche, ein ganz bestimmter Geruch wird freigesetzt. Beim Zeichnen entstehen bestimmte Geräusche, wenn der Bleistift über das Papier streift. All das ist ein Gefühl, dass man erst einmal begreifen und erfahren muss, bevor man mit dem ultimativen Bild beginnt. Wenn man dieses Gefühl nicht kennt oder nicht erfahren will, wird man keine guten Zeichnungen machen können und schon gar nicht einen eigenen Stil entwickeln. Dieses Gefühl muss man in sich entdecken es erweckt früher oder später die Leidenschaft fürs Zeichnen und Malen. Und nur wer diese Leidenschaft besitzt, ist ein guter Künstler.
Zeichnen macht nur dann richtig Spaß, wenn man die Leidenschaft in sich spürt und bereit ist, sie jeden Tag und bei jedem neuen Bild zu entfachen.
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Mit dem Bleistift sieht man besser!
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Alle großen Künstler haben gezeichnet, nicht nur zum Selbstzweck, sondern um ihr Talent zu trainieren. Durch das Zeichnen lernt man das Wesentliche zu sehen. Im Gegensatz zur Farbe hat man hier nur die Möglichkeit mit der Form, den Hell-Dunkel-Kontrasten zu arbeiten. Schwarz-Weiß reduziert jedes Motiv auf das dringend Erforderliche, man wird durch die Farbe nicht abgelenkt. Ein guter talentierter Künstler wird also immer sein Motiv skizzieren, bevor er mit dem Ausarbeiten mit Farbe beginnt. Ein guter Künstler wird mit einer Skizze zu seinem Motiv finden, er wird sich herantasten und das Motiv Strich-für-Strich analysieren. Er wird die Skizze verwerfen, neu beginnen, die Ansicht wechseln, die Perspektive auf den Kopf stellen. So entstehen gute realistische Kunstwerke.
Zeichnen ist wie Radfahren lernen, wenn man mal den Dreh raus hat, geht’s fast schon von alleine.
Es gibt zig verschiedene Techniken, wie man mit einem Bleistift, einem Marker oder Rötel und Kohle umgehen kann. Da kann auch ich immer nur an der Oberfläche kratzen, denn was letztendlich hinten rauskommt hängt immer von der Person ab, die den Bleistift in der Hand hält. Vergessen Sie deshalb alles, was Sie bisher übers Zeichnen gelesen haben. Fangen Sie bloß nicht an, irgendwelche Stile nachzuzeichnen oder nur weils Schick ist, sich an fotorealistischen Zeichnungen zu probieren. Anleitungsbücher gibts viele und die haben auch eine Menge Frustpotential in sich. Menschen sind verschieden, jeder hat einen anderen Blick, jeder fühlt anders. Deshalb entwickelt jeder Mensch recht schnell seinen eigenen Strich, der geprägt wird, durch seine Kraft, seinen Mut und seine eigene Sichtweise auf die Dinge. Technik lässt sich erlernen, aber die richtige Sichtweise muss man jeden Tag neu erkämpfen. Deshalb gebe ich seit Jahren allen meinen Schülern eines mit auf den Weg: „Schärfe Deinen Blick nach allen Seiten und versuche deine Umwelt zu erkennen. Werde sensibel auf das, was um dich herum passiert“!
Das geht natürlich nur wenn man auch genau hinschaut. Mit dem Handy (digitales Brett!) vorm Kopf verliert man leicht den Überblick und nimmt seine Umwelt nur noch gedämpft war (Vielleicht ist das Zeichnen ein gutes Mittel dem Handywahn zu entkommen und die Welt anders zu sehen. Ich würde mir es wünschen!).
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