Zeichenkohle - Die Technik

Holzkohletechniken sind additiv und subtraktiv. Additiv bedeutet, dass Holzkohle in mehreren Schichten aufgetragen wird, um unterschiedliche dunkle Töne zu erzielen. Subtraktiv bedeutet, dass man die Kohle von der Zeichenfläche entfernt, um helle Töne freizulegen. Man kann Kohle ähnlich wie Kreide oder Grafit in vielen Schichten übereiander malen, verwischen, schraffieren und kratzen. Möglich ist auch das Vermalen mit Wasser, gummi arabicum, Öl oder Alkohol.

Schaut man auf Youtube, kann man sehen, wie viele unterschiedliche Techniken hier vorgestellt werden. Da wird es für einen Einsteiger recht schwierig das Richtige zu finden.
Man kann aber mit Zeichenkohle auch nicht viel falsch machen und deshalb rate ich dazu, einfach mal anzufangen. Die Ziele sollten nicht zu hoch gesetzt werden, dann kann wenig schiefgehen.



Arbeitsweise und Werkzeuge

Die gebräuchlichste Art, Zeichenkohle zu mischen oder Tonwerte zu erzeugen, ist das Verreiben mit den Händen und den Fingern. Man kann auch Estompen (Papierwischer) Tücher oder Pinsel verwenden.
Beim Mischen mit den Fingern oder einem Tuch kann man die Holzkohle gleichmäßig über die Oberfläche verteilen. Diese Art des Mischens hebt auch eine große Menge Holzkohle ab und es kann sehr viel Staub entstehen. Die Möglichkeit, Zeichenkohle glatt zu mischen oder von der Oberfläche zu entfernen, hängt von der Art und Qualität der verwendeten Zeichenkohle ab.
Beim Mischen mit Estompen (Papierwischer) wird die Holzkohle in die Oberfläche des Papiers gedrückt, anstatt sie abzunehmen. Dadurch lässt sie sich schwerer oder gar nicht radieren. Man verwendet sie auch, um feinere Details herauszuarbeiten.
Wenn Sie noch nicht mit Zeichenkohle gearbeitet haben, sollten Sie die Abstufung von hell nach dunkel ausprobieren. Auf diese Weise können Sie sehen, wie die Holzkohle sich auf dem Papier verhält.



Was ist bei der Auswahl des Malgrundes zu beachten

Optimal ist säurefreies Papier, dass weder vergilbt noch im Laufe der Zeit zerfällt. Die meisten Papiere in Künstlerqualität sind säurefrei. Für schnelle Studien oder Skizzen die Sie wegwerfen möchten, ist billiges, nicht säurefreies Papier in Ordnung. Wenn Sie Ihr Werk allerdings behalten möchten, dann sollten Sie auf gute Qualität achten.
Papier wird entweder aus Holzfaser (Zellulose) oder Baumwolle (Hadern) hergestellt. Die meisten Papiersorten bestehen aus Zellulose. Wenn die Papiermarke nicht ausdrücklich besagt, dass das Papier aus Baumwolle (Hadern) besteht, können Sie davon ausgehen, dass es aus Holzfasern hergestellt wurde. Manchmal bestehen Papiere auch aus einer Mischung der beiden Materialien, dadurch werden sie preiswerter.
Baumwolle (Hadern) gilt aufgrund seiner Haltbarkeit als das beste Papier, allerdings ist es. teurer als Holzfaserpapier. Es gibt unterschiedliche Papierstärken und Texturen, die aber nicht immer optimale Eigenschaften für Kohlezeichnungen aufweisen. So kann ein starkes satiniertes Aquarellpapier genauso gut sein wie ein leichtes Skizzenpapier mit 90 Gramm oder umgekehrt. Die Tatsache, dass ich seit Jahren nach einem optimalen Papier suche, zeigt wie schwierig die Problematik ist.


Die „Eierlegendewollmilchsau“ gibt es leider nicht. Jeder Künstler hat seine eigene Technik und benötigt dafür eine spezielle Oberfläche (glatt oder rau) oder ein bestimmtes Papiergewicht (90 Gramm oder 400 Gramm). Vorausgesetzt er hat seine Sorte gefunden, wird er darauf optimale Ergebnisse erzielen.

Es gibt ein fast unüberschaubares Angebot von Zeichenpapieren, die auch alle mehr oder minder für Kohlezeichnungen verwendet werden können. Aber leider bekommt man je nach Sorte und verwendeter Technik immer ein anderes Ergebnis. Ich tue mir deshalb mit einer Empfehlung für die ein oder andere Sorte etwas schwer, denn die Brauchbarkeit hängt immer von der eingesetzten Technik, dem Talent, dem Material (Weide oder Weinrebe, Nitram, Reiskohle) und anderen Fähigkeiten des Künstlers ab.

Man hört ja immer die gleiche Leier: „ Sie müssen ausprobieren!“ Wenn man bedenkt, wie viele Papiersorten es gibt, ist das natürlich ein Witz. Ich empfehle Ihnen einige Sorten, die allerdings nicht verbindlich sind, aber für die meisten Trockentechniken brauchbar. Achten Sie darauf, dass das Papier nicht zu dünn ist, ein 80 Gramm Papier kann leicht beim Radieren einreisen. Ich bevorzuge Papiergewichte ab 120 Gramm und mehr. Am liebsten benutze ich Papier zwischen 150 und 300 Gramm, es ist stabil und hält auch Nasstechniken aus.

Papiersorten: Hahnemühle Zeichenpapier Skizze 120 / Skizze 190 und Dessin 150 g/m²
Lana Desin 220 g/m²
Claire Fontaine Paint ON 250 g/m² / ETIVAL À GRAIN 160 oder 180 g/m² / Dessin à Grain 180 g/m² .

Der Versandhändler Gerstäcker hat eine große Auswahl an guten Zeichenpapieren im Programm. Es lohnt sich bei Gerstäcker auf der Internetseite zu stöbern.


Selbstverständlich kann man auch auf anderen Malgründen mit Zeichenkohle arbeiten. Da wäre die große Auswahl von Keilrahmen, wie Leinen- oder Baumwollgewebe. Auch kaschierte Malplatten - Ein fester Karton auf den ein Baumwolltuch geklebt wurde - sind verwendbar, auch Malplatten aus Holz oder Holzfaserplatten sind möglich. Ich verwende sehr gerne die Gessoboards von Ampersand, auf deren weißer Oberfläche die Kohle all ihre Nuancen und Kontraste ausspielen kann.


Beim Fixieren dunkelt die Zeichenkohle leicht nach


Fixieren

Zeichenkohle ist empfindlch gegen Berührung und Druck. Sie kann leicht verwischen, deshalb muss man sie auf dem Malgrund fixieren. Im Fachhandel gibt es gute und zuverlässige Fixative, die eine Zeichnung konservieren.

Ich verwende das Schmincke Pastellfixativ, weil es schnell antrocknet und das Papier nicht wellt. Ausserdem ist es auf Alkoholbasis und nicht so schädlich, wie Fixative auf Lösemittelbasis. Zur Sicherheit sollte man das Fixativ nicht in geschlossenen Räumen versprühen. Besser ist es auf dem Balkon oder in der offenen Garage.


Achtung:

Im Internet gibt es Anleitungen, wie man Zeichenkohle selbst herstellen kann. Ich rate davon aub, denn die gezeigten Methoden sind nicht ungefährlich und können in die Hose gehen. Ausserdem können beim Verkohlen giftige Stoffe entstehen, die man dann über die Haut aufnimmt oder mit dem Staub beim Zeichnen einatmet. Die Produkte im Fachhandel sind die bessere Wahl und können als ungefährlich eingestuft werden.

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