Startseite | Datenschutzerklärung | Impressum | Haftungsausschluss | Von A-Z

Der richtige Bleistift

Gibt es DEN besten Bleistift ?

Früher in meiner Jugend und später im Studium gab es im Fachhandel drei Bleistifthersteller: Faber Castell, Lyra und Staedtler. Man hat gekauft, was gerade der Händler im Regal hatte. Unterschiede in der Qualität gab es kaum.
Wie ist das heute? Das Angebot ist unübersichtlich! Nach 35 verschiedenen Herstellern habe ich aufgehört zu zählen. Es scheint so, als würden Bleistifte wie warme Semmeln über den Ladentisch gehen. Doch was sind das für Bleistifte und wer braucht sie? Im Internet finde ich zahlreiche Tests und Empfehlungen, doch was sagen diese aus? Mal abgesehen davon, dass einige Seiten reine Werbung sind und andere sehr zweifelhaft daherkommen, sind fast alle Tests mehr oder minder Schall und Rauch. Einige erschließen sich mir nicht und andere vergleichen Äpfel mit Birnen.

Man kann nie genug Sorten und Härtegrade haben.

Aber was macht einen guten Bleistift aus?

Seine Mine sollte gut anspitzbar sein, das Holz aus zertifizierter Holzwirtschaft und seine Verarbeitung muss – trotz Massenware – einwandfrei sein. Ausserdem sollten verschiedene Härtegrade von H bis B im Sortiment vorhanden sein. Optimal ist von 10 H bis 12 B, aber das bieten nicht alle und manche gehen nur von 6 H bis 6 B. Zum Skizzieren reicht das aus, aber will man mehr, wird die Auswahl der Marken schon enger.
Aufgefallen ist mir, dass es teilweise große Unterscheide beim Grafit gibt. Einige Marken verwenden ein eher helles glänzendes Grafit, andere ein dunkleres oder sie mischen Carbon oder Ruß bei. Dadurch wird der Aufstrich dunkler und matter. Bei einigen Marken liegt die Mine nicht genau in der Mitte des Stiftes, dadurch lässt sich der Bleistift schlecht anspitzen, kann sogar brechen.
Die meisten Leute glauben ja, dass alle Bleistifte gleich daherkommen und nur die Farbe auf dem Holz und das Design sich unterscheidet. Leider ist das nicht so! Die Unterschiede fangen schon beim Durchmesser der Mine an. Der variiert je nach Sorte und Härtegrad von 2 mm bis 4,5 mm.

Ich habe von 9 international bekannten Herstellern die Mine der Härte 2 B sichtbar gemacht. Im Durchmesser misst die dünnste Mine 2 Millimeter und die dickste 2,9 Millimeter. Das sagt noch nichts über die Eigenschaften der Mine aus, denn eine Mine kann viel Grafit beinhalten oder wenig. Füll- und Zusatzstoffe entscheiden nicht nur über die Qualität, sondern auch über den Preis.

Minenstärken verschiedener Marken

Beschreibung von links nach rechts

Generals Kimberly (USA) 2,0 mm
Creatacolor Fine Art Graphite (Österreich/Tschechien) 2,4 mm
Derwent Graphic (Great Britain) 2,0 mm
Staedtler Mars Lumograph (Germany) 2,4 mm
Lyra Rembrandt Art Design (Germany) 2,2 mm
Faber Castell 9000 (Germany) 2,2 mm
Schwan Stabilo Micro 8000 (Tschechien) 2,0 mm
Conte A Paris Graphite (Frankreich) 2,8 mm
Castel Art Supplies (?) 2,9 mm

Minenstärken von 12 B bis 10 H

Je weicher eine Mine ist, desto dicker wird sie.

Dicke und dünne Minen

Jumbo Bleistifte haben eine dickere Mine.

Jumbos sind für größere Flächen oder dicke Linien sehr praktisch.

No Name oder Fantasiemarke?

Es gibt viele Anbieter, Versandhändler (Privat Label) oder wohlklingende Marken bei Amazon und andere, die unschlagbar günstige Bleistifte anbieten. Als Beispiel soll die Marke Castel Art Supplies stehen, die ja bei tausenden Usern Begeisterung auslöst. The Star is born! Woher kommt das Angebot? Firmensitz ist UK, aber? Dort werden die Bleistifte und der Rest des Angebotes mit Sicherheit nicht hergestellt. Es gibt keine Hinweise wo die unschlagbar preiswerten Stifte gefertigt werden. Aufgrund des Preises wohl nicht in Europa, eher in Asien oder Südamerika. Ich vermute mal in China oder Indien, vielleicht auch in Malaysia. Wo und wie gefertigt wird bleibt im dunkeln. Qualitativ hat mich der Bleistift von Castel Art Supplies nicht überzeugt. Vor allen Dingen nicht, weil sich der Lack vom Stift durch den Handschweiß recht schnell abgelöst hat und beim anspitzen zerbröselte. Auch die Mine liegt nicht bei jedem Bleistift in der Mitte und das macht das Anspitzen nicht gerade leicht. Auch billig hat seinen Preis!

Besser sind da schon die Eigenmarken der deutschen Versandhändler (Gerstäcker oder Boesner). Die werden meist von deutschen oder europäischen Herstellern gefertigt. Die Minen sind in der Regel sehr dünn und das Holz minderwertig, was ein sauberes Anspitzen erschwehren kann. Der Preis zeigt hier die Richtung. Günstig und noch brauchbar könnte man hier sagen. Die Marke Made in Germany kostet etwas mehr, aber man bekommt eine gute Qualität.

Bleistift der Marke Castle Art Supplies

Der Lack ist ab!

Welchen Bleistift für welche Technik?

Diese Frage ist wohl die Richtige! Brauche ich den Bleistift zum Skizzieren, zum Zeichnen oder eher zum Malen, wie es z. B. bei der Multitechnik der Fall ist. Auf welchem Papier zeichne ich? Bevorzuge ich einen eher kräftigen Strich oder liebe ich es zart und weich? Wie lässt sich der Aufstrich verwischen, entstehen gleichbleibende Schraffuren usw, usw? Nur wenn ich weiß, was ich mache, bekomme ich auch den richtigen Bleistift.

Wer nur skizziert, der kommt mit so ziemlich jeder Sorte gut zurecht. Zwei Stifte mit dem Härtegrad HB und 2 B und schon kanns losgehen.

Ein Künstler, der mit dem Bleistift illustriert oder fotorealistische Arbeiten anfertigt, der braucht eine Sorte, die nicht nur ein umfangreiches Spektrum an Härtegraden bietet, sondern auch eine gleichbleibende Qualität und natürlich eine gute Verfügbarkeit der Stifte im Fachhandel.

Es kommt immer auf die Technik an und da kann man sich an den vielen Künstlern, die ihre Arbeiten präsentieren orientieren. Weltweit verwenden viele Künstler den Staedtler Mars Lumograph, der Härtegrade von 10 H bis 12 B bietet. Auch Faber Castell oder die Lyra werden gerne wegen ihres umfangreichen Angebots an Härtegraden verwendet. Aber auch Derwent aus UK hat seinen festen Platz bei den Profis. Letztendlich geht es aber auch um die Intensität des Grafits, denn die kann von Sorte zu Sorte recht unterschiedlich ausfallen. Mag man es eher weich und dezent oder doch eher kräftig und intensiv. Da dies alles Geschmackssache ist, bin auch auch kein Fan von Test, die viele Aufstriche zeigen und dann daraus schließen, dass der Bleistift der Sorte XY besser ist, als der der Sorte AB.

Ich kenne Künstler, die benutzen gerade und deswegen die weichen und dezenten Cretacolor für die Fläche, erzeugen Schraffuren mit dem Faber Castell 9000 und verwenden den Mars Lumograph für tiefschwarze Schatten und Details.

Würde ich die Stifte im direkten Aufstrich zeigen und gegeneinander vergleichen, würde mindestens einer durchfallen. Deshalb sind solche Tests quatsch!

Wenn Sie sich ernsthaft mit dem Zeichnen und Illustrieren mit Bleistift beschäftigen wollen, dann kommen Sie nicht umhin einige Sorten zu testen. Liegt Ihnen die Weichheit oder die Härte der Mine? Mögen Sie es eher dunkel und intensiv oder weich und dezent? Verwischen Sie lieber oder sind Sie der Schraffurtyp?

Ich empfehle zwei Härtegrade, bei denen man nichts falsch machen kann und die jeder Hersteller im Programm hat. Kaufen Sie HB und 2 B. Sie werden schnell merken, welche Unterschiede es von Sorte zu Sorte gibt. Sie müssen auch nicht diese zwei Härtegrade von allen Sorten kaufen, drei oder vier Hersteller reichen aus um zu erkennen, was Ihnen liegt. Und keine Angst, Sie müssen keinen der gekauften Bleistifte wegwerfen. Sie können alle bis zum letzten Stummel verwenden.

Und was benutzen Sie Herr Bettag?

Eine Frage die mir fast täglich gestellt wird und die ich nur so beantworten kann: Wichtig ist mir, dass ich die Bleistifte jederzeit und fast überall nachkaufen kann und eine gleichbleibende Qualität bekomme. Das ist auch wichtig, damit ich bestimmte Arbeitsschritte selbst nachvollziehen, aber auch nachvollziehbar machen kann. Würde ich mit Material arbeiten, dass letztendlich immer wieder zu einem Zufallsergebnis führt, bräuchte ich keine Lern-Bücher schreiben. Für meine tägliche redaktionelle Arbeit, aber auch für die künstlerische verwende ich die Stifte von Derwent, Faber Castell, Lyra und Staedtler.
Es kommt aber immer auf dem Einsatzzweck an. Deshalb sagt ein reiner Test gar nichts aus und es ist auch ziemlich irrelevant, wie viele Sternchen eine Marke bei Amazon bekommen hat. Wenn sie auf Nummer Sicher gehen wollen, dann verwenden Sie eine Marke, die eine lange Erfahrung in der Bleistiftherstellung hat und ein breit aufgestelltes Sortiment anbietet.

Für Einsteiger

Für einfache Zeichnungen reichen in der Regel die Härtegrade F, H, HB, B, 2B, 4B, 6B, 8B, 10B und 12B. Einzeln kaufen ist günstiger als gleich ein ganzes Set.

Was Sie wissen sollten!

Weltweit werden rund 14 Milliarden Bleistifte werden pro Jahr produziert. Alleine die deutschen Hersteller liefern jährlich deutlich über drei Milliarden Exemplare. Man kann hier von einer Erfolgsgeschichte sprechen, die kaum ein anderes Produkt erreicht hat.

Lange verwendete man Zedernholz für Bleistifte, weil es sich aufgrund der wenigen Astlöcher leicht durch einen Anspitzer schneiden lässt. Da Zedernholz durch seinen langsamen Wuchs teuer ist, wird heute neben Pinienholz, auch Ahorn, Linde und Kiefer eingesetzt. Aus einem Baum können rund 170.000 Stifte gefertigt werden.

Die Mine eines Bleistifts besteht aus Graphit als Pigment, Ton als Bindemittel sowie Fetten und Wachsen als Imprägniermittel. Einige Hersteller mischen auch Ruß oder Carbon bei, damit der Aufstrich dunkler und intensiver wird. Für Minen von Feinminenstiften (Druckbleistiften) wird statt Ton ein Polymergerüst als Bindemittel verwendet. Das Mischungsverhältnis von Graphit und Ton ist für die Härte der Mine entscheidend. Die Mischung wird in eine Form gepresst und bei mindestens 1000 Grad gebrannt. Anschließend wird die Mine zwischen zwei ausgefräste Holzplatten gelegt, verleimt und zusammengepresst. Die äußere Form wird gehobelt und dann lackiert. Fertig ist der Bleistift!

>> Einfach zeichnen!