Warum Acrylfarbe nachdunkelt
Acrylfarben bestehen hauptsächlich aus Farbpigment und dem Bindemittel Acrylpolymer, dass im Ursprung eine milchig-weiße Farbe hat und nach dem Trocknen transparent wird. Somit wird das Farbpigment durch die weiße Farbe des Bindemittels heller. Trocknet die Acrylfarbe nun auf dem Malgrund, verschwindet der milchig-weiße Ton des Acrylpolymers zu einer transparenten Schicht und zurück bleibt der Farbton des Pigmentes. Erst war es durch den milchigen Ton heller und jetzt nach dem Trocknen erscheint es in seiner ursprünglichen Färbung. Aus diesem Grund dunkelt beim Trocknen die Acrylfarbe nach und erscheint nach dem Trocknen dunkler.
Dem Künstler wird es also nicht gerade leicht gemacht, den Farbton in feuchtem Zustand zu beurteilen oder gleiche Farbtöne zusammenzumischen. Meist merkt der Künstler aber gar nicht, dass eine Farbe nachgedunkelt ist.
Ein weiterer Nachteil der Acrylfarbe: Sie trocknet nur halbdeckend auf, obwohl sie deckend gemalt wurde. Auch das liegt wieder an der milchigen Farbe des Acrylpolymers, dass nach dem Trocknen durchsichtig wird. Der Künstler muss die Farbe schichten, damit er einen deckenden Farbauftrag erhält.
Ich kann Ihnen aber einen Trost mit auf den Weg geben: Es gibt Farbtöne die dunklen nur wenig, fast kaum sichtbar nach und andere wiederum dunklen sehr stark nach.
Die meisten Erdpigmente, wie Lichter Ocker oder gebr. Siena dunkeln kaum. Auch bei Schwarz ist das abdunkeln kaum zu erkennen. Metallpigmente, die Kadmium oder Kobalt dunkeln stärker nach.
Meine Grundregel lautet: "Je günstiger eine Acrylfarbe angeboten wird, desto stärker wird sie beim Trocknen nachdunkeln. Letztendlich hängt das Nachdunkeln auch von dem verwendeten Acrylpolymer ab. Es gibt heute fast wasserhelle Acrylate, die den Farbton während des Trocknens und danach erhalten. Diese sind aber teuer und werden nicht in allen Künstlerqualitäten eingesetzt.
Frische Acrylfarbe
Getrocknete Acrylfarbe
Im ersten Farbaufstrich oben erscheint der frische Farbaufstrich brillant und leuchtend. Rechts gut erkennbar das reine Acrylat ohne Farbpigment. Es ist milchig-weiß und verdeckt den schwarzen Untergrund.
Nachdem der Farbaufstrich 120 Minuten angetrocknet ist, kann man im Vergleich unten erkennen, dass die Farbtöne dunkler und stumpfer wirken als noch im frischen Aufstrich. Besonders das Blau und das Gelb haben an Brillanz verloren. Das reine Acrylat, rechts zu erkennen, wurde in den dünnen Schichten bereits transparent. Die dickeren Schichten benötigen noch etwas Zeit, bis auch sie den schwarzen Untergrund vollständig durchscheinen lassen.
Gerade bei transparenten oder halbtransparenten Farbpigmenten kann man ein sichtbares nachdunkeln erkennen. Manche Hersteller versuchen das Nachdunkeln mit Füllstoffen, Titanweiß, Rutil oder undurchsichtigen Microteilchen zu verhindern. Das gelingt nicht immer zufriedenstellend und wirkt sich auf die Farbtöne nachteilig aus. Acrylfarbe verliert ihre Transparenz und wird pastellig wie eine Gouache.
Glücklicherweise sind die meisten echten Künstleracrylfarben nicht verschnitten und behalten dadurch je nach Pigment ihre deckenden oder transparenten Eigenschaften.
Diesen gut gemeinten Ratschlag sollten Sie nicht umsetzen:
„Bei Farbtönen die stark nachdunkeln, sollte der Maler dem Farbton ein wenig Weiß hinzufügen oder zwischen den Farbschichten helle Passagen mit Weiß höhen“
Titanweiß oder Mischweiß zerstört die Originalfarbe und macht sie pastellig. Das hat enorme Auswirkungen auf die Farbkraft, den Kontrast und die Brillanz eines Gemäldes.
Man kann mit Zinkweiß das Nachdunkeln ein wenig abmindern, aber mit Zinkweiß werden die Farbtöne transparent und verlieren schnell an Leuchtkraft.
Das Höhen einer Farbschicht mit Weiß kann, muss aber nicht, stark abgedunkelte Farben etwas aufhellen.
>> Acrylfarbe und Volumenverlust
>> Eine Übersicht der besten Acrylfarben finden Sie in unserem PDF-Magazin