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Wie kann man mit Ölfarben ohne Lösemittel arbeiten

Eine Frage die sich stellt, wenn man jahrzehntelang gehört hat, dass es ohne Malmittel, Sikkative und Verdünner nicht geht. Weiß man, wie die Farbe funktioniert und welche positiven, wie auch negativen Eigenschaften sie hat, kann man Rückschlüsse ziehen und Möglichkeiten erkennen. Sofern der Künstler nicht eine Technik verwendet, bei der er die Ölfarbe wie eine Wasserfarbe verdünnen muss oder will (Schichtenmalerei oder Lasurtechnik) braucht er keine Lösemittel.

Muss ein Ölbild in wenigen Stunden trocknen? Ich sage nein!

Warum nicht der Natur ihren Lauf lassen und abwarten, bis die Farbe angetrocknet ist. Habe ich Geduld, brauche ich keine Verdünner, Malmittel, Sikkative oder Medien. Die große Stärke der Ölfarbe ist ihre lange Offenzeit, die den speziellen Farbstrich möglich macht. Warum also verändern und beschleunigen?

Warum soll man die Farbe verdünnen? Bei der Schichtenmalerei soll man fett über mager, oder auch flexibel über weniger flexibel arbeiten. Für die erste Schicht wird die Farbe mit Terpentin verdünnt. Die Verdünnung macht die Farbe mager, ist diese Schicht getrocknet wird die zweite Schicht mit einer Mischung aus Öl, Harz und Terpentin aufgetragen. Das zusätzlich hinzugefügte Öl soll die erste magere Schicht füttern und eine gleichmäßige Trocknung ermöglichen. Trägt man nun eine weitere Schicht auf, muss die Farbe noch fetter sein als die darunterliegenden Schichten. Wird ein Bild in mehreren Schichten aufgebaut, sollen die Verdünnungsmittel und Öle im Verhältnis von mager zu fett gemischt werden.

Sie merken schon wo das Problem begraben liegt: Ob man Löse- und Malmittel benötigt, hängt von der Maltechnik ab und wie man die Farbe benutzt. Ich möchte behaupten, dass man mit der richtigen Technik keine Lösemittel benötigt und ebenso schöne Ölbilder malen kann, die genauso lange halten, wie die, die mit Lösemitteln gemalt wurden.

Ohne Lösemittel verdünnen

Verdünnung mit Saflor- u. Standöl

Safloröl (Distelöl verdünnt die Farbe stark , im Gegensatz zur Ölfarbe aus der Tube nimmt die Deckkraft ab und der Pinselstrich wird schwächer. Standöl erzeugt eine geschlossene glatte Oberfläche.

Die Lasurmalerei mit Ölfarbe ist heute, dank der Acrylfarbe überflüssig. Die Schichtenmalerei kann man machen, muss man aber nicht, denn sie ist aufwändig und geht nur mit Lösemitteln.

Bleibt noch die Alle Prima-Technik, bei der man die Regel fett auf mager ignorieren kann und herrliche kraftvolle Bilder malen kann. Obwohl man die Ölfarbe bei dieser Technik ohne Verdünnung verarbeiten kann, kommt es immer wieder vor, dass die Konsistenz zu dick oder zu zäh ist und man die Farbe flüssiger machen muss. Das geht allerdings ohne Lösemittel und Malmittel auch ganz gut, wenn man auf die schnelle Trocknung verzichten kann und will. Es gibt drei Malmittel auf natürlicher Basis, die für eine gute Vermalbarkeit und normale Trocknungsdauer hervorragend geeignet sind.

Gereinigtes Leinöl, es soll die Farbe geschmeidiger machen und und den Fluss verbessern. Meistens aber verwendet man Leinöl zum Anreiben von Ölfarben, denn mischt man es der Farbe bei, wird sie fetter, was nicht immer erwünscht ist. Deshalb würde ich es nur verwenden, um die Ölfarbe leicht zu verdünnen, sie geschmeidiger zu machen.

Leinöl-Standöl ist ein in Wärme angedicktes Leinöl, dass die Farbe verdünnt und zu einem gleichmäßigen Film bindet. Die Oberfläche wird glatt und geschlossen. Pinselspuren verschwinden, deshalb eignet es sich für dünne Farbschichten, die gleichmäßig durchtrocknen sollen.

Safloröl (Distelöl) verdünnt die Farbe sehr starkt. Es entsteht ein dünner, fast wässriger Film ähnlich einer Lasur. Safloröl sollte man nur in geringen Mengen beimischen, da sich die Farbe sonst zu stark verdünnt und die Haftung verlieren kann. Es eignet sich für dünne Schichten, meist als erste Untermalung oder Farbskizze!

In der Regel sind alle Künstler-Ölfarben weich und buttrig eingestellt und können direkt aus der Tube verwendet werden. Falls sie doch mal etwas zäh daherkomen, reichen schon wenige Tropfen Stand- oder Distelöl aus, um die Konsistenz etwas cremiger zu machen. Je dünner eine Farbschicht werden soll, desto mehr muss man verdünnen, und das kann man mit der Zugabe von Leinöl-Standöl oder Safloröl ganz gut hinbekommen.

Möchte man keine Pinselspuren im Farbauftrag sehen, dann bieten sich beide Öle zur Verdünnung an. Da man nur eine Farbschicht hat, entsteht eine gleichmäßige Trocknung, sodass bei einem guten Malgrund keine Risse oder Beschädigungen entstehen. Die Regel Fett auf Mager kann man getrost vergessen.

Die Öllasurtechnik mache ich nicht mehr, da ich mittlerweile davon überzeugt bin ,dass das mit Acrylfarbe besser und schneller geht und vor allen Dingen ungefährlicher.

Pinsel reinigen?

Ein weiteres großes Problem ist die Pinselreinigung. Die meisten Künstler benutzen zur Reinigung der Pinsel Benzin, Terpentinersatz oder Nitro- Verdünnung. Das Zeugs braucht man aber nur, wenn man mit den Malmitteln (Alkydharze und Verdünner) arbeitet. Lässt man die Lösemittelschiene weg, kann man getrost darauf verzichten. Es gibt spezielle Pinselreiniger, die angeblich Öko sein sollen, es aber nicht sind.

Am einfachsten geht es mit Gall- und Kernseife aus dem Drogeriemarkt. Erst löst man mit Gallseife die Ölfarbe an, das dauert je nach Pinsel und Farbton zwischen 10 und 30 Sekunden und dann wäscht man mit lauwarmen Wasser aus. Der Rest wird dann von der Kernseife erledigt. Kernseife fettet auch nach, sodass die guten Naturborsten lange halten. Man benötigt also keinen teueren Öko Pinselreiniger auf Wasser- und Alkoholbasis oder Tenside usw. Gallseife und Kernseife kostet nicht viel und sind effizient und ÖKO.

Pinselreiniger

Öko-Pinselreiniger, flüssige Gallseife und Kernseife

Die richtige Öl-Maltechnik für Freizeitkünstler!

Leider ist es so, dass man überall irgendwelche Techniken um die Ohren gehauen bekommt, die angeblich optimal für Anfänger sind. Oder noch besser, die ultimative Ölmaltechnik, die zu besseren Ergebnissen führt (Bob Ross!). Manch einer möchte auch nur eine Technik nachmachen, weil sie ihm gefällt. Die meisten Anleitungen auf Youtube zeigen den Einsatz von Lösemitteln, teilweise von sehr viel Lösemittel.

Aus diesem Grund bin ich ein großer Verfechter der Alla Prima-Technik, bei der das Gemälde in einem Arbeitsgang fertig gemalt wird. Sie bringt dem Anfänger, aber auch dem Hobbykünstler schnelle und dauerhafte Erfolge und ist mit wenig Aufwand zu betreiben. Leider muss ich aber auch gestehen, dass ich bisher kaum Anleitungen ohne Lösemittel dazu gesehen habe. Auch hier wird immer wieder von fett auf mager gefaselt, obwohl das ja gar nicht nötig ist. Mit einer guten Künstler-Ölfarbe kann man einfach und unkompliziert in der Alla Prima-Technik arbeiten, ohne das man Malmittel oder Lösemittel verwenden muss.

Der richtige Malgrund

Vielleicht liegts auch am Malgrund, weshalb der Einsatz von Lösemitteln und Chemie eine breite Anhängerschaft hat. Die meisten Keilrahmenwerden mit einer sog. Universalgrundierung auf Acrylbasis grundiert. Ölfarbe haftet durch Verankerung in einem porösen sauberen Untergrund, ist die Grundierung weniger porös, also glatt, kann die Farbe schlecht haften.

Zwar erleichtern diese Universalgrundierungen die Arbeit des Künstlers erheblich, aber die gerade Billigkeilrahmen werden grundsätzlich mit einer preiswerten Grundierung versehen, die noch nicht einmal für die Acrylmalerei taugt. Die Farbe haftet schlecht oder gar nicht, perlt ab oder verschmiert.

Sie merken schon worauf ich Sie hinweisen möchte? Das Problem ist nicht immer nur die Farbe , sondern der Malgrund, denn der ist die größte Schwachstelle! Soll die Farbe vernünftig haften und ihre vollen Vermaleigenschaften entwickeln, reicht es nicht auf irgendwas zu malen, sondern man muss darauf achten, dass der Malgrund optimale Eigenschaften hat. Verwendet man den richtigen Malgrund, kann man auf alles Malen, Leinwand, Baumwolle, Papier oder Karton.

Bei meinen ganzen Versuchen, die ich in den letzten zwei Jahren gemacht habe, bin ich nicht nur an der Farbe gescheitert, sondern auch am Malgrund. Der Handel bietet Universalgrundierungen für alle Farbtypen- Öl – Acryl – Gouache – Ölpastelle usw. - und meint, eine „Eierlegendewollmilchsau“ wäre die Lösung für alle Probleme.

Die alten Meister hatten keine Acryl-Kreide-Gründe, sondern haben die Malgründe mit Haut- oder Knochenleim angemischt. Hier kam Natur auf Natur – Öl zu Knochen- oder Gelatineleim, die Grundierung nahm das Öl auf und es konnte in Ruhe nach allen Seiten oxidieren. Das geht bei Acryl nicht, weil Acryl, ähnlich einer Kunststofffolie, den Malgrund verschließt und nichts mehr durchlässt. Durch Bimsmehl und Titanweiß will man nun einen leicht saugenden Malgrund herstellen, vergisst aber, dass ja immer noch das Acryl da ist und einen großen Teil der Zusätze wieder einschließt. Die Ölfarbe liegt praktisch gesehen auf einer Glasscheibe und haftet schlecht.

Ich habe schon vor Jahren angefangen meine Malgründe selbst zu grundieren oder die bereits grundierten nochmals zu präparieren. Plötzlich ist die Ölfarbe gleichmäßiger getrocknet und die Haftung war genau so, wie ich es mir vorstellte.

Es gibt wenige Grundierungen (Gesso) die für die Ölfarbe zu gebrauchen sind. Schmincke hat empfehlenswerte schwach und stark saugende Grundierungen im Programm, die ich selbst benutze und ganz gut damit zurecht komme. Ich streiche den Gesso auch über bereits vorgrundierte Leinwände, um die Aufnahme der Ölfarbe zu verbessern. Das ist nicht optimal, aber es funktioniert und man kommt ohne Malmittel und Schnelltrockner aus.

Schmincke Grundierung Nr. 1 – stark saugend - für dicke Farbaufträge
Schmincke Grundierung Nr. 2 – schwach saugend - für dünne Farbschichten und Lasuren

Alternativ Lascaux Acryl-Halbkreide-Grundierung

Wo trocknen lassen?

Mit Sicherheit lässt man ein Bild nicht in der Küche oder Wohnzimmer, und schon gar nicht im Schlafzimmer trocknen, auch wenn man ohne Lösemittel arbeitet. Es sollte an einem Ort der trocknen und staubfrei, eine gleichmäßige Temperatur besitzt und belüftet werden kann, gelagert werden. Glücklich ist der oder die mit einem Atelier oder einem extra Trockenraum. Leider hat das aber nicht jeder! Wenn man einen trockenen beheitzten Keller hat, kann man das Bild die ersten 2-3 Monate zwischenlagern und dann in die Wohnung hängen.

Warum nicht gleich in die Wohnung, wir arbeiten ja ohne Lösemittel. Das Zauberwort heißt Staub! Bis die Ölfarbe angetrocknet ist, zieht sie den Staub aus der Umgebung wie ein Magnet an. Das sieht nun mal nicht besonders schön aus, wenn Haare, Staubpartikel und Fliegen auf der Oberfläche kleben.

Fazit

Um es vorweg zu sagen, ich kann hier nur für mich sprechen und Ihnen meine Erfahrungen näher bringen, aber bekehren möchte ich Sie nicht. Es liegt an jedem selbst, dass er aufgeklärt an die Sache herangeht und für sich einschätzt, ob er eine ungefährliche Technik macht oder ob er seine Gesundheit aufs Spiel setzt.
Mit voller Überzeugung kann ich sagen: Ja, man kann mit Ölfarbe und der richtigen Technik auch ohne Lösemittel, Malmittel und anderen Chemibomben arbeiten. Das setzt allerdings voraus, dass man die verschiedenen Maltechniken kennt und entscheidet wie man mit Ölfarbe umgehen möchte. Sie haben die Wahl, welchen Weg Sie gehen möchten, den einen mit Lösemitteln und den anderen ohne!
Wenn Sie bereit sind mit der Alle Prima-Technik zu arbeiten, ein paar Euro mehr für gutes Material zu investieren und vielleicht auch etwas Zeit für einen optimal präparierten Malgrund, dann werden Sie eine Menge Spaß haben ohne das Lösemittel-Gespenst im Nacken.