Tusche und Feder
Was ist schwarze Tusche?
Schwarze Tusche besteht aus fein gemahlenen schwarzen Pigmenten, meist Ruß, verkohlte Pflanzen oder Knochen, die mit Bindemitteln wie Gummi Arabicum, Schellack oder Reinacrylat angesetzt werden. Eigentlich eine einfache Sache, aber das Angebot ist groß und vollkommen unübersichtlich, und die qualitativen Unterschiede sind nicht nur im Preis bemerkbar. Zum Zeichnen benötigt man eine Tusche, die nicht nur leicht aus der Feder oder dem Pinsel fließt, sondern auch wasser- und radierfest auftrocknet. Ausserdem soll die Tusche ein gleichmäßiges schwarzes Strichbild abgeben und auf dem Papier nicht ausbluten.
Es gibt zwei Arten von Tusche:
1. Die sogenannte Ausziehtusche gehört zu den traditionellen Tuschen und ist hochpigmentiert.
Sie lässt sich mit Wasser verdünnen und trocknet wasser- und radierfest auf. Sie eignet sich sowohl für Feder- als auch für Pinselzeichnungen,der Strich ist deckend, tiefschwarz und leicht glänzend. Ausziehtuschen bestehen traditionell aus einer Schellacklösung, die recht schnell auf dem Papier auftrocknet. Es gibt aber auch Mischungen aus Schellack und Reinacrylat.
2. Zeichentusche, sowie Ink-Acrylic-Tusche besteht aus Reinacrylat und meist einem Carbonpigment. Sie ist in der Regel nach dem Trocknen radier- und wasserfest und schimmert in einem matten tiefen Dunkel.Zeichentuschen eigenen sich für Feder- als auch für Pinselzeichnungen.
Tuschesorten, die ich benutze und empfehlen kann
Rohrers Ausziehtusche Schwarz, Speedball Super Black, Liquitex Acrylic INK und Deleter Black 3
Welche Tusche zum Zeichnen mit Feder und Pinsel?
Ich habe einen Großteil der in Deutschland erhältlichen Tuschen einem Praxistest unterzogen. Referenztusche zum Vergleich war die von mir seit über 40 Jahren benutzte Rohrer und Klinger Ausziehtusche auf Schellackbasis.
Die meisten Tuschen, die im Fachhandel stehen sind auf Acrylbasis und konnten mich nicht alle wirklich überzeugen. Ich hätte nicht gedacht, dass Schwarz so unterschiedlich daherkommen kann, wenn man die Ausziehtusche von Rohrer und Klinger gewohnt ist. Einige Produkte habe ich gleich nach den ersten Testaufstrichen aussortiert, denn das Strichbild war wenig überzeugend.
Geblieben sind folgende Produkte:
Pelikan Ausziehttusche (Acryl)
Sennelier Schellacktusche (Schellack)
Liquitex Acrylic Ink (Acryl)
Jax Ink Schellack Ausziehtusche (Schellack)
Deleter Ink 3 (Acryl)
Rohrers Ausziehtusche (Schellack)
Speedball – Super Black (Schellack/Acryl)
Lefranc & Bourgeois Nan-King Extra Fine (Acryl)
Grundsätzlich kann ich hier sagen, dass alle Tuschen brauchbar sind, aber? Es kommt auf das Strichbild an, das mal mehr oder weniger stark ausgeprägt war und natürlich auf die Wirkung des Striches. Mal erscheint der Strich matt, dann seidenmatt und dann glänzend. Je nach verwendeter Papiersorte kann die schwarze Tusche absaufen oder zu stark in den Vordergrund treten und alles überstrahlen.
Dann hängt es immer davon ab, was der Zeichner darstellen und aussagen möchte. Und genau deshalb ist es für mich schwierig, die 8 Tuschen einzuordnen und weiter zu empfehlen. Es gibt nicht DIE TUSCHE, die für alles gut ist. Comiczeichner bevorzugen andere Eigenschaften, wie Illustratoren oder Künstler. Wie schon erwähnt, bin ich mit der Ausziehtusche von Rohrer und Klinger seit Jahren zufrieden. Für Lavuren benutze ich die Nan-King von L&B. Die Pelikan Ausziehtusche wird von vielen Comiczeichnern und Künstlern verwendet. In Japan ist die Deleter Comictusche der Renner und ein Kollege schwört seit neuestem auf Liquitex Acrylic Ink. Vor einíger Zeit stieß ich auf die Speedball Super Black Tusche und bin von der Qualität begeistert. Sie fließt gleichmäßig und sehr weich aus der Feder und hat ein mattes Strichbild. Sie ist auch für größere Flächen und dem Auftrag mit dem Pinsel geeignet.
Alle 8 Produkte haben eines gemeinsam: An ihnen ist qualitativ nichts auszusetzen. Unterschiede sind für mich minimal zu erkennen, aber in der täglichen Praxis kaum von Bedeutung. Da sich der Preis für 30 ml zwischen 5 und 10 Euro bewegt, kann man ruhig mal die ein oder andere Sorte austesten. In jedem Fall sollten Sie nicht bei einer Marke sofort hängenbleiben.
Ich persönlich arbeite weiter zum größten Teil mit der Rohrer und Klinger Ausziehtusche Schwarz, denn sie ist unverdünnt tiefschwarz und deckend und haftet auf allen möglichen Papieren, von Bristol- bis Aquarellpapier, ohne an den Rändern auszubluten. Auch die Super Black von Speedball, die Liquitex Acrylic INK und die Deleter Black 3 kann ich empfehlen.
Welche Zeichenfedern für Zeichnungen?
Es gibt verschiedene Arten von Zeichenfedern, die je nach Zeichentechnik ihre Bestimmung haben. Zu beachten ist, dass viele Zeichenfedern eine sehr dünne Spitze besitzen und nur extrem dünne Striche erzeugen. Jede Spitzenform hat einen speziellen Abstrich, je elastischer die Feder ist, desto besser kann man die Strichstärke variieren.
Gerade Anfänger tun sich mit den verschiedenen Spitzenformen meist schwer, weil sie entweder zu schwach aufdrücken oder zu stark und so keinen vernünftigen Strich erzeugen können. Ich habe immer wieder verschiedene Federn ausprobiert und kam mit einigen gar nicht zurecht. Entweder waren sie für meine Art zu Zeichnen zu fein, oder zu hart oder zu unflexibel. Grundsätzlich ist die Feder ein Handwerkszeug und sollte individuell gewählt werden. Es macht keinen Sinn, wenn ich Ihnen hier und heute die eine Feder empfehle. Sie werden schnell merken, dass Sie damit vielleicht weniger gut zurechtkommen, als mit einer anderen Federsorte. Ihnen bleibt nichts anders übrig, als Ihre Feder aus dem Angebot im Fachhandel herauszufischen.
Verschiedene Federtypen
Toshikawa Comicfeder, Pfannenfeder, Zeichenfeder, Schulfeder
Ich habe lange gesucht und bin letztendlich bei der universell einsetzbaren Schulfeder von Leonhard Nr. 635 hängengeblieben. Ich verwende auch die Zierschriftfeder von Leonhard Nr. 400 und die Brause Pfannenfeder 0,5 mm. Alles Federn mit einer leicht abgerundeten Spitze, die viel Farbe aufnehmen und gleichmäßig lange abgeben. Ich habe mich ganz bewusst für genau diese Federn entschieden, weil sie zum einen einen dünnen, aber nicht zu dünnen Strich ermöglichen, den ich aber mit etwas Druck auf die Feder verdicken kann. So entsteht ein individuelles Strichbild, das gerade bei Schraffuren sehr auffällig ist. Ein anderer Grund ist die lange Farbabgabe auf das Papier. Nichts ist nerviger, als wenn man nach wenigen Strichen wieder Tusche aufnehmen muss. Es gibt aber auch spezielle Zeichenfedern mit einer dünnen Spitze und Zeichenfedern für die Comiczeichnung, die ebenfalls sehr sehr dünne und elastische Spitzen besitzen. Auch hier gilt: ausprobieren! Federn sind nicht teuer und ein kleiner Vorrat kann auch nicht schaden, obwohl eine Feder bei guter Pflege durchaus 2-4 Jahre halten kann.
Jede Feder hat eine bestimmte Strichstärke
Von links nach rechts:Zeichenfeder, Schulfeder, Pfannenfeder
Zur Feder gehört natürlich auch ein Federhalter. Für Anfänger reichen meist die preiswerten Holzfederhalter, besser in der Hand liegen die Federhalter für Comiczeichner.
Federn müssen eingezeichnet werden! Neue Federn kratzen und sind auf dem Papier störrisch. Nach einigen Probezeichnungen werden sie geschmeidiger und folgen der zeichnenden Hand williger.
Federn halten lange, wenn man sie nach jedem Gebrauch mit etwas lauwarmen Wasser und einer kleinen Bürste säubert. Zum abtrocknen legt man sie auf ein Küchentuch. Federn die nicht gereinigt werden, verklumpen und ein sauberer Strich ist kaum möglich. Unsaubere Federn verkleben recht schnell und klecksen oder sprenkeln beim Aufstrich.